K\366chler-Friedenspolitik-im-Nuklearzeitalter-AWP-2022-Textk\205

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K\366chler-Friedenspolitik-im-Nuklearzeitalter-AWP-2022-Textk\205

21 Sep 2022

Wir erleben, so konstatiert etwa der deutsche Kanzler, eine „Zeiten- wende“, insofern die „regelbasierte“ Ordnung, die seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Gründung der Vereinten Nationen gegolten habe, nunmehr abgelöst werde durch ein System, in dem das Faustrecht – als Recht des jeweils Stärkeren – regiert, und zwar genau so, wie es (trotz der Heiligen Allianz von 1815) die zwischenstaa. [...] Ein System von Regeln, die für alle gleich gelten würden, hat es auch und gerade im Zeitalter der Vereinten Nationen nie gegeben, da die UNO-Charta die Mächtigsten (nämlich die fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates) effektiv vom Gelten der wichtigsten dieser Regeln – nämlich des zwischenstaatlichen Gewalt- verbotes – ausnimmt.** Was sich vor unser aller Augen abspielt, ist eine „Zeitenwen. [...] K.] Diesen Rat aus der Zeit unmittelbar nach der Kubakrise sollten sich die Führer der westlichen Welt gerade in der jetzigen Situation zu Herzen nehmen, was die Konfrontation mit Russland betrifft. [...] 15 In der Folge müsste die internationale Gemeinschaft unter den Auspizien der Vereinten Nationen die Bemühungen verstärken, regionale Dauerkonflikte zu entschärfen – und zwar gerade dort, wo die von Kennedy angesprochene und vom Internationalen Gerichtshof thematisierte Gefahr besteht: vor allem im Nahen und Mittleren Osten, in Südasien und in Ostasien und (seit Februar 2022) auch in Europa. [...] In der Bewusstmachung dieses Dilemmas würde ich auch die Rolle der Religion sehen, wenn sie denn mehr sein soll als ein Ornament der Spaßgesellschaft, zu der zumindest die – nuklear bis auf die Zähne bewaffnete – westliche Welt in diesem unserem „postindustriellen“, von IT und den sozialen Medien geformten Jahrhundert geworden ist.

Authors

HP

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18
Published in
Austria
Title in English
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